Sonntag, 8. Januar 2017

Allgäu 2016/2017

Nachdem wir ja die letzten Jahre Silvester am nördlichsten Zipfel der Republik -auf Sylt- verbracht haben, waren wir dieses Jahr am ganz anderen Ende -in Bolsterlang.

Der Grund dafür war die Hochzeit meiner Schwester, die dort am 30.12 stattfinden sollte. 
Das stand schon fest bevor der Purzel sich angekündigt hat. Wir hofften also, dass Purzel sich halbwegs an seinen errechneten Geburtstag halten würde und dann würden wir mitsamt einem 2 Wochen alten Baby gen Süden fahren.
Purzel hat sich brav an den Zeitplan gehalten und war am Abreisetag genau 2 Wochen alt.
 7+ Stunden im Maxi-Cosi und die Kombination der Bedürfnisse eines 2-Jährigen und eines Säuglings sprachen nicht dafür Auto zu fahren. Dazu kam die enorme Menge Gepäck, die man für 4 Personen im Winter braucht (allein der Kinderwagen füllt den Kofferraum zu mehr als 3/4). Darum haben wir -schon lange vor Purzels Geburt- entschieden, dass ich mit dem Purzel und dem Patenonkel vom Krümel (der eine Bahncard 100 besitzt) mit der Bahn fahren würde, während Jonas mit Krümel und Purzels Patenonkel Auto fahren sollte. 
Es sollte (so unsere Recherchen) von Düsseldorf aus einen durchgehenden Zug nach Fischen geben, so dass wir planten ein Kleinkinderabteil zu buchen und dann entspannt im Allgäu anzukommen. 
Leider gab es diesen Zug dann an dem Tag an dem wir fahren wollten (und auch an den Tagen davor und danach) nicht mehr, als es Zeit wurde sich um die Reservierungen zu kümmern. 
Also haben wir notgedrungen einen Zug gebucht, der in Ulm einen Umstieg in eine (nicht reservierbare) Regionalbahn erforderte. 

Die Fahrt bis Ulm war dann auch so entspannt, wie erwartet. Purzel hat alles verschlafen, wir hatten angenehm viel Platz, unsere Ruhe und die Toilette mit dem Wickeltisch direkt nebenan.
In Mannheim kam gabs dann das erste Ärgernis unserer Bahnreisen: zufällig sah ich, dass auf dem Nebengleis ein IC nach Oberstdorf angeschlagen war. Das kam mir komisch vor und ein paar Klicks in der Bahn-App bestätigten, dass dies der durchgehende Zug war, den wir ursprünglich hatten nehmen wollen und der aber im November noch nicht existierte. Das hat uns natürlich erst mal richtig gewurmt, zumal uns das zweite Bahn-Ärgernis im Nacken saß: eine 10-minütige Verspätung. Diese schrumpfte unsere Umstiegszeit in Ulm auf 3 Minuten, was nicht viel ist, wenn man mit einem Kinderwagen unterwegs ist. Dazu kam, dass der Ulmer Hauptbahnhof nicht grade kinderwagenfreundlich ist. Es gab keinen Aufzug und bescheuerte Glastüren, aber wir haben es trotzdem geschafft, den Zug zu bekommen.
Dann hieß es hoffen, dass Purzel während der 2,5 Stunden Fahrt nicht allzu viele Bedürfnisse hatte. 
Unser liebes Baby hat die ganze Fahrt verschlafen, erst als wir in Fischen angekommen waren hat er lauthals nach Essen verlangt. Da unser Maxi-Cosi noch unterwegs war und wir darum mit dem Bus weiter mussten haben wir einen Still- und Wickelstop im Kurhaus gemacht und sind dann zu unserer Ferienwohnung gefahren, wo wenig später auch Jonas mit dem kränkelnden Krümel ankam. 


Mittwoch hieß es dann erst mal einkaufen, Jonas ist mit Krümel und den anderen gefahren, ich bin mit Purzel zu Hause geblieben. Nach einem ausgiebigen Mittagsschlaf haben wir dann noch einen Spaziergang gemacht bei schönstem Sonnenschein. Von Schnee keine Spur.

Donnerstag wurden die letzen Hochzeitsvorbereitungen getroffen, wir sind noch mal "apezieren"(O-Ton Krümel) gegangen.


Freitag stand ganz im Zeichen der Hochzeit. Nach einem 15-minütigen Kampf hat der Krümel sich dann auch sein Lederhosenoutfit anziehen lassen und wir sind zur Kirche gefahren. Der Gottesdienst war wunderschön und sehr persönlich. Purzel hat geschlafen und der Krümel wurde mit Keksen ruhig gehalten. Das war recht lustig, weil er ziemlich laut geknuspert hat und man das ab und an in der  Stille gehört hat. 
Nach der Kirche ging es zum Empfang, leckerem  Abendessen und der tollen Feier.
 Es gab lustige Spiele, tolle Gäste, eine Fotobooth und prima Stimmung. Alles was man für eine gelungene Hochzeitsfeier braucht.



Silvester haben wir total unspektakulär verlebt. Wir haben Mac n Cheese gemacht, gespielt (in Ermangelung anderer Spiele Scrabble und MauMau :), uns um Mitternacht das Feuerwerk angeschaut und sind danach schlafen gegangen. 


Dienstags ist dann der Winter eingekehrt, abends fing es an zu schneien. Als wir gegen 22.00 Uhr vom Abendessen zurückgefahren sind, kamen wir kaum die Straße hoch, weil es glatt und zugeschneit war. 


Mittwoch haben wir die Schneeklamotten ausgepackt und einen Schlitten für den Krümel gekauft. 
Nachmittags haben wir einen Schneespaziergang gemacht und der Krümel war zum ersten Mal in seinem Leben rodeln. Vom Schnee war der Krümel erst mal nicht so begeistert, zu kalt und nass. Rodeln fand er super, aber für den Spaziergang wollte er nicht da drauf sitzen bleiben. 
Später sind wir noch bei der Skipiste vorbeigelaufen und der Krümel hat es sich in den Kopf gesetzt, dass er Ski laufen möchte. Also haben wir ihn für den nächsten Tag angemeldet.


Donnerstag morgen war Krümels erstes Wort "Ski fahren". Wir haben ihn angezogen, sind zur Skischule marschiert, haben uns in die riesige Menschenmenge gestürzt, die da ihre Sprößlinge ablieferte. Skischuhe und Helm anziehen ging erstaunlicherweise, auch die Brille hat er nach einigem Zögern aufgezogen (es hat die ganze Zeit geschneit) und er ist mit dem Förderband zu seiner Gruppe gefahren. Einer nach dem anderen sind die Kurzen dann den Hügel runtergerutscht und Krümel wollte weiterhin Ski fahren. Das änderte sich schlagartig, als er an der Reihe war. Da gab es dann nur noch Geschrei und Geheule und Krümels Skifahrerkarriere wurde erst mal wieder auf Eis gelegt auf nächstes Jahr verschoben.


Freitag wollten wir dann das tolle Sonnenwetter nutzen (es hat endlich nicht mehr geschneit) und dem Krümel einen weiteren Wunsch erfüllen: Gondel fahren.
Wir haben uns also mit einem Patenonkel und dem Schlitten auf den Weg zur Gondelstation gemacht, um oben dann einen Winterwanderweg zu gehen. 
Wir hatten nicht bedacht, dass das tolle Wetter natürlich auch die Wintersportler anzieht und noch erschwerend hinzukam, dass in Bayern Feiertag war und darum zusätzlich auch noch Tagesausflügler dazukamen. Kurzum, es war brechend voll an der Gondel und wir mussten durch ganz schönes Gedrängel, bis wir dann in der vollbesetzten Gondel saßen. 



Oben angekommen haben wir den Krümel auf dem Schlitten in einen warmen Sack gesteckt uns sind losgezogen, aber noch bevor wir richtig auf dem Winterwanderweg waren hat der Krümel nur noch rumgezetert. Er wollte partout nicht auf dem Schlitten sitzen und laufen schon gar nicht. Da wir aber kleine Lust hatten ihn den ganzen Weg zu tragen (ich hatte ja auch noch den Purzel umgeschnallt) und es auch schon mittag war, bin ich mit Kindern und Schlitten wieder runter gefahren und die Männer sind alleine gewandert. 


Runter war kein Verkehr, das ging ganz gut uns meine Eltern haben uns an der Station abgeholt.
Wir haben dann einen ausgiebigen Mittagsschlaf gemacht und irgendwann gegen 4 kamen dann auch die Herren der Schöpfung zurück. Sie hatten noch einen Abstecher zum Gipfelkreuz gemacht und nicht bedacht, dass das bei den Witterungsverhältnissen (knietiefer Schnee) vielleicht nicht die beste Idee ist. 


Aber sie sind nicht erfroren und haben es auch noch wieder pünktlich zur Gondel zurück geschafft.
Abends waren wir dann noch mal essen und danach war packen angesagt. 


Samstag morgen sind Krümels Patenonkel, Purzel und ich dann zum Bahnhof gefahren worden. Diesmal hatten wir ein Kleinkinderabteil in dem durchgehenden Zug gebucht und wir freuten uns auf eine entspannte Rückreise. 
Es war bitterkalt und wir ärgerten uns schon ein wenig, als es hieß der Zug habe 10 Minuten Verspätung (zumal der ja nur 3 Orte weiter gestartet war). Ich hatte morgens noch scherzhaft zu Jonas gesagt, dass ich hoffte, die Heizung würde funktionieren. 
Wir sind dann in den verspäteten Zug (dessen Wagenreihung natürlich wieder nicht der angekündigten entsprach) eingestiegen. In Immenstadt haben wir noch mal ne halbe Stunde gestanden, weil die Loks gewechselt wurden (regulärerweise), aber ein Rangierer fehlte (was wohl auch schon der Grund für die voherige Verspätung war, andere Quellen sprachen von eingefrorenen Wasserrohren).
Uns konnte das ja egal sein, wir mussten ja nur in Düsseldorf wieder aussteigen - so der Plan. 
Aber es kam noch ein bisschen Abenteuer dazu. 
Als wir wieder fuhren machten wir es uns gemütlich, ich hab gelesen und dachte irgendwann, dass es komisch riecht. Ich hielt das für beanspruchte Bremsen. Als es immer stärker roch, wunderte ich mich schon ein bisschen, denn wir waren in voller Fahrt und es wurde gar nicht gebremst. Als ich hoch sah, hatte ich das Gefühl durch leichten Nebel zu gucken und dann kam auch schon eine Durchsage: " Die Zugbegleiterin bitte ganz schnell in Wagen 5 und 6 kommen." Und direkt hinterher: "Die Lok brennt."


Also hielten wir mitten auf einem Feld irgendwo bei Bad Grönenbach und wurden erst mal angewiesen auf gar keinen Fall auszusteigen. Wir durften dann die Türen zum Lüften öffnen, was temperaturtechnisch unschön war, denn draußen war es immer noch a****kalt. Langsam aber sicher kühlte der Zug aus. Wir haben uns also Jacken angezogen und sahen dann, wie die Feuerwehr sich näherte. Irgendwann wurden wir dann angewiesen den Zug zu verlassen. Alle mussten raus. 
Ich hab mich noch beglückwünscht, dass ich das Tragetuch mitgenommen und dem Purzel eine Strumpfhose angezogen hatte und dann sind wir aus dem Zug geklettert und durch den knietiefen Schnee über das Feld zu der Straße marschiert, wo unzählige Feuerwehr und Rettungswagen standen. Dank des Purzels durfte ich mit ein paar Kindern in den Feuerwehrwagen, um mich aufzuwärmen.  
Nachdem die Feuerwehr den Zug wieder frei gegeben hatte sind wir wieder zurück rein geklettert und haben gewartet.


Erst hieß es eine andere Lok würde kommen und den Zug weiterschleppen, dann hieß es wir würden zurück zum Bahnhof Bad Grönenbach geschoben und dort von Bussen abgeholt, deren Ziel aber keiner kannte.
 
Es dauerte noch einige Zeit bis wir dann tatsächlich nach bad Grönenbach zurückgeschoben wurden und da dann noch mal 2 Stunden im nicht mehr beheizten und langsam aber sicher auskühlenden Zug saßen. 
Wir wurden dann aus dem Zug geholt und in einen auf dem anderen Gleis stehenden verfrachtet, der uns nach Ulm bringen sollte (die Busse sind nie angekommen, die standen nämlich auf der A7 im Stau).
Es stellte sich heraus, dass dieser Zug ein ganz regulärer Regionalzug war und keineswegs extra für uns gestrandete fuhr. Sprich: es waren schon jede Menge Leute drin, er hielt noch an jeder Gießkanne und es stiegen noch viel mehr Leute ein. 
Man beachte dabei: es war der Samstag vor Ende der Weihnachtsferien, unser ganzer Zug war voll mit Urlaubern, ausschließlich Familien und Rentner mit Unmengen Gepäck. Da waren wir mit dem Kinderwagen noch gut dran. 

In Ulm angekommen waren wir dann auf uns allein gestellt. Danke deutsche Bahn, super Krisenmanagement. 
wir sind also zum Service-center um nach einer Reservierung für einen weiteren Zug zu fragen, denn 5-6 Stunden stehen mit Kinderwagen war keine tolle Aussicht. 
Wir haben darauf verzichtet den nächstmöglichen Zug zu nehmen, da man da hätte noch mal umsteigen müssen, stattdessen haben wir entschieden eine Stunde zu warten und den durchgehenden ICE zu nehmen. In dem haben wir dann immerhin noch Reservierungen ab Mannheim bekommen. Mehr war nicht drin.
In Ulm am Bahnhof haben wir was gegessen und in dem ICE haben wir dann zunächst auf freien Plätzen gesessen und sind dann in Mannheim auf "unsere" umgezogen. Das klingt alles leichter als es war, denn der Kinderwagen passt nicht durch den Gang und wir mussten den immer auseinander nehmen um durch den Zug zu laufen. Un das Ding ist nicht gerade besonders handlich und der Zug war auch nicht gerade leer. Alleine hätte ich das unmöglich bewerkstelligen können und ich find's nach wie vor eine Frechheit von der Bahn alle da so im Regen stehen zu lassen. Den Rentnern mit ihren Koffern dürfte es ähnlich ergangen sein und wenn die keine Hilfe bekommen haben, weiß ich nicht, wie die es nach Hause geschafft haben. 

Wir sind dann jedenfalls statt um 17.00 um 21.30 in Düsseldorf angekommen. Ich hab mich in die S-bahn gesetzt und war dann fast da. 

Als I-tüpfelchen kam dann noch dazu, dass es Blitzeis gegeben hatte und der Weg vom Bahnhof zu meinen Eltern auch noch mal abenteuerlich wurde. 
Jonas' Autofahrt war übrigens nicht weniger spektakulär, abgesehen von dem Stau, in dem auch die Busse standen, gab's Schnee und Eis, zugefrorene Scheiben und schlechte Sicht.

Ein Glück, dass wir alle heile nach Hause gekommen sind! 




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