Montag, 1. Juni 2015

Tatort

Alle Jahre wieder gibt es einen neuen Münstertatort. 
Und alle Jahre wieder sind die sogenannten "Kritiker" der Ansicht, dass er zu klamaukig, abgehoben, unrealistisch und eben schlecht sei.
Es sei ihnen zugute gehalten, dass sich über Geschmack eben trefflich streiten lässt. Dem einen gefällts, dem anderen nicht. Der eine mag lieber Spannung, Düsternis oder abenteuerliche Kameraführung, der andere lacht lieber mal ohne es zu genau zu nehmen. 
Aber seine Bewertungen regelmäßig darauf zu stützen, dass (auch) der neue Münstertatort (wieder) klamaukig ist und (wieder) etwas realitätsfern, das finde ich ziemlich schwach. Das könnte ich sogar ohne ihn gesehen zu haben, denn das scheint mir hier Programm zu sein. 
Mal ab davon, dass ich das Gemetzel des hochgelobten Wiesbaden-Tatorts "Im Schmerz geboren" auch für reichlich unrealistisch halte, frage ich mich, wer eigentlich entschieden hat, dass das Maß das wir beim Tatort anlegen, das wahre Leben ist. 
Da könnten Jurastudenten und Polizisten so einiges an Aufklärung bieten, viele Illusionen und Spannungsbögen zerstören.

Und was gestern nun an dem Auftreten von Boerne und Thiel als schwules Paar (abgesehen davon, dass es natürlich eine abstruse Hintergrundgeschichte gab) klischeehaft war, ist mir nicht so ganz aufgegangen. Ich hab weder hautenge Lederhosen, Schiebermützen, rosa Plüschhäschen oder nasales Gerede bemerkt.
Für mich wurde gelungen gezeigt, dass Homosexualität eben mannigfaltig ist und genauso einen draufgängerischen Mitsechziger, einen geleckten Gerichtsmediziner oder einen prolligen Hauptkommisar umfassen kann, wie einen forschen Oberbürgermeister oder einen aalglatten Ex-Außenminister.


Ich mag als Wahlmünsteranerin und Münstertatortfan parteiisch sein, aber ich kann es langsam nicht mehr hören.


Liebe sogenannte Fernsehkritiker,

Ja, der Münstertatort ist in der Regel klamaukig.
Ja, der Münstertatort ist nicht unbedingt realistisch.
Ja, er bedient sich häufig des Stilmittels der Übertreibung
Ja, es werden durchaus auch Klischees bedient 
und ja, der Münstertatort nimmt sich nicht allzu ernst.

Und vielleicht trifft er grade deshalb den Nerv derer, die keine Lust auf Schwarzmalerei, Sozialkritik und den Ernst des Lebens haben, sondern Sonntagsabends auch einfach mal schmunzeln wollen. 
Wenn ihr das nicht gerne tut, dann guckt halt 'arte' oder geht in ein Programmkino, aber lasst dem Rest der Welt doch einfach seinen Spaß.

Ein tatort-Fan, der gern mal lacht und schmunzelt

PS: Die Quoten sprechen übrigens eine ganz eigene Sprache...



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